Die dogmatischen Aussagen der Regierung zur Corona-Lage sind mehr als nur ein großes Ärgernis

Es wird von Woche zu Woche immer schwerer nachvollziehbar, wie unsere Regierung in ihrer Kommunikation nach außen zu den Bürgern bezüglich der Corona-Lage nur so stur und dogmatisch auf einseitigen Standpunkten beharren kann. Durch diese Haltung ist es die Regierung selbst, die den Nährboden für alle Kritiker bereitet.

Anknüpfend an den Leserbrief „Eine knackige Ansage an eine Zehnjährige“ im SR Tagblatt vom Samstag, den 16.05.2020 auf Seite 50 von Roman Huber:

Es ist klar, dass man es nie allen Recht machen kann. Was die Regierung aber tut ist, die Tatsache zu ignorieren, dass die Wissenschaft in eine Pro- und eine Kontra-Seite gespalten ist. Konkret tut sie in ihrer Kommunikation nach außen entweder so, als gäbe es nur die Pro-Seite oder sie stellt die Kontra-Seite von Haus aus auf eine Stufe mit den extremsten sog. „Verschwörungstheoretikern“. Diese Vorgehensweise ist ein Affront gegen die Demokratie und für jeden demokratisch denkenden Bürger mehr als ärgerlich.

Denn diese Vorgehensweise ist in der Folge in höchstem Maße schädlich für unser Land. Sie ist es, die die Spaltung unserer Gesellschaft vorantreibt. Und außerdem ist sie auch noch dumm, denn damit verspielt die Regierung die anfänglich breite Zustimmung in der Bevölkerung immer mehr.

Würde man hingegen die Abwägungen zwischen den beiden Wissenschaftslagern auch dem „gemeinen Volk“ kommunizieren, hätte man gute Chancen, die breite Zustimmung auch längerfristig zu behalten. Dass man so manche Abwägung intern durchführt, scheint sich aus den Lockerungen zu erschließen, denn die gehen so manchem Virologen ja schon viel zu weit.

Als Beispiel für die dogmatische Außenkommunikation sei hier die Situation aus dem o.g. Leserbrief genannt: Markus Söder stellte sich in einer Radiosendung Fragen von Kindern, siehe https://www.rt1.de/corona-spezial-kinder-fragen-soeder-antwortet/ . U.a. wollte ein 10-jähriges Mädchen wissen, ob sie denn jemals wieder wie früher neben ihrer Freundin auf der Schulbank sitzen könne. Unserem Landesvater fiel im Grunde darauf – und auch bei einigen anderen Fragen – nichts Differenzierteres ein, als die Standard-Floskel der Regierung wiederzugeben: es wird erst möglich sein, wenn ein Impfstoff oder ein Medikament gefunden wurde – und dass es noch länger dauern wird. Wie mag ein 10-jähriges Kind so etwas verarbeiten? Und ist das überhaupt eine valide Aussage?

Wenn ich Söder wäre, hätte ich folgendes gesagt…

Wenn ich Markus Söder wäre, dann hätte ich folgendes gesagt: „Naja, im Moment gehen die Zahlen sehr gut zurück (so wie es übrigens von der Kontra-Seite schon seit Wochen prognostiziert wird) und wenn sich das so fortsetzt, gibt es durchaus eine Chance, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten die Maßnahmen ganz oder wenigstens fast ganz zurücknehmen können. Ich kann dir das aber noch nicht versprechen. Die Wissenschaftler sind sich leider nicht einig und ich darf als Regierungschef von Bayern nicht nur vom bestmöglichen Fall ausgehen. Aber wenn es sich so positiv weiterentwickelt, dann müssen wir nicht solange warten, bis ein Impfstoff oder Medikament zur Verfügung steht.

Ist so eine differenzierte Betrachtung und Kommunikation wirklich zu viel verlangt? Traut man dem Durchschnittsbürger nicht zu, eine differenzierte Betrachtung verstehen zu können? Solange man nicht dahingehend umschwenkt, macht man sich leider selbst verdächtig und muss sich nicht wundern, dass die Kritiker wie Pilze aus dem Boden sprießen. Und rein inhaltlich gesehen: Vor dem Hintergrund, dass es ja unsicher ist, ob es überhaupt jemals einen Impfstoff geben wird und noch dazu gar nicht klar ist, ob eine Impfung in Anbetracht von künftigen Virus-Mutationen wie bei der Grippe überhaupt so wahnsinnig sinnvoll sein wird, erscheint diese dogmatische Impfbehauptung schlicht und einfach als unseriös. Zu allem Überfluss macht sich die Regierung damit selbst unnötigerweise alle anderen Türen zu. Je länger sie wartet, auch andere Türen wieder zu öffnen, desto unglaubwürdiger wird sie im Nachhinein erscheinen.

Mund-„Schutz“

In dieses Bild passt auch das Vorgehen zum sog. Mundschutz. Zunächst sogar in der Regierung sehr umstritten, gibt es nun nicht Mal mehr ein Wort über eine Perspektive, wann wir den Mundschutz wieder weglassen dürfen. Scheinbar gilt auch für den Mundschutz, dass er getragen werden muss, bis wir einen Impfstoff haben. Vielleicht muss es im Sommer auch erst ein paar Leute mit Kreislauf-Problemen umhauen, bevor man hier zur Vernunft zurückkehren kann. Dass sich viele Bürger durch diese Art der nicht nachvollziehbaren Vorschriften entmündigt fühlen, ist doch nur zu verständlich.

Vorschlag: In allen Landkreisen, in denen in 7 Tagen kein neuer Infektionsfall aufgetreten ist, soll probeweise die Maske weggelassen werden dürfen. Dies ermöglicht es, erstmal im Kleinen herauszufinden, wie sich das Infektionsgeschehen ohne Masken tatsächlich weiterentwickelt. Mein Gott, ist das so schwer…

Fazit

Wer dogmatisch auf Aussagen und Maßnahmen beharrt, die durch die tatsächlichen Entwicklungen vielerorts gar nicht mehr gedeckt sind, der macht sich zwangsläufig verdächtig, in Wirklichkeit vielleicht doch eine andere Strategie zu verfolgen und andere Interessen als die des Bürgers schützen zu wollen.

Im Gegenzug dann aber zur Ablenkung die Kontra-Seite pauschal als Verschwörungstheoretiker zu diffamieren, ist mehr als schäbig, genauer gesagt demokratiefeindlich.

Herr Söder, Frau Merkel, Herr Spahn: Ändern Sie ihre Vorgehensweise und sorgen sie endlich für mehr Ausgewogenheit, Transparenz und Vernunft in ihren Entscheidungen!

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