5G ist das neue „Wackersdorf“ – mal 10795

Wer sich Dokumentationen oder auch den 2018 gedrehten Film über die in den 80er-Jahren geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage („WAA“) in Wackersdorf mit dem damaligen Schwandorfer Landrat Hans Schuierer ansieht, dem springen unweigerlich die Parallelen zum heutigen 5G-Mobilfunkausbau „ins Gesicht“. Auch bei der WAA hatten Regierung und Industrie die Gefahren wahlweise verhamlost oder verschwiegen. Die Gegner wurden von der Regierung als Zukunftsverweigerer oder Kriminelle denunziert – obwohl es sich zum allergrößten Teil um völlig normale Bürger aus der Oberpfalz handelte. Die Härte, mit der die Polizei auf Weisung der Regierung gegen die Demonstranten vorging, erinnert zwar mehr an die heutigen Corona-Demos, das liegt aber offensichtlich daran, dass es gegen 5G quasi keinen öffentlichen Protest gibt. Der Gedanke liegt nahe, dass es deutlich mehr 5G-Proteste gäbe, wenn Corona nicht wäre. Wie dem auch sei: Der Hauptunterschied zu Wackersdorf besteht darin, dass 5G um mehrere Nummern größer ist und es nicht nur einen mutigen Landrat bräuchte sondern sehr viele! Denn jede der 10795 Gemeinden wird früher oder später ihre „persönliche“ WAA installiert bekommen.

von Stephan Bauer

Der Unterschied: Es bräuchte heute nicht nur einen Hans Schuierer sondern sehr viele mutige Landräte und Bürgermeister!

Offensichtlich haben Industrie und Regierung aus den Fehlern bei der WAA gelernt. Die Menschen wurden mit der Einführung der Smartphones so abhängig und gefügig gemacht, dass jeder, der dem Mobilfunk heute kritisch gegenübersteht, gerne wieder als Zukunftsverweigerer bezeichnet wird… Wäre der Protest vergleichbar groß wie gegen die Corona-Maßnahmen, würde man ganz sicher auch gegen 5G-Kritiker die „Kriminalisierungskeule“ schwingen.

Technischer Fortschritt vs. Innovation

Aber wie wichtig ist 5G tatsächlich für unsere Zukunft? Entscheidend erscheint hier ein Zusammenhang, der vom Philosophen Richard-David Precht in seinem Buch über künstliche Intelligenz beschrieben wurde: In der Lesart der Regierung werden „technischer Fortschritt“ und „Innovation“ gleichgesetzt. In Wahrheit stellen Innovationen jedoch eine Bereicherung für den Menschen dar. Dies ist aber mitnichten bei jedem technischen Fortschritt der Fall! Unter dem Deckmantel der Digitalisierung wollen uns Industrie und Regierung jedoch nahezu jeden technischen Fortschritt als Innovation verkaufen! 5G ist genau so ein Fall: Technischer Fortschritt, aber keine Innovation.

Mobilfunk vs. Vorsorgeprinzip

Im Gegenteil: Ausgerechnet beim Mobilfunk – und insbesondere 5G – wird das so wichtige – und auf EU- und Bundesebene eigentlich festgeschriebene Vorsorgeprinzip – ausgehebelt bzw. sogar mit Füßen getreten. Es gibt nach wie vor keine Langzeitstudien zu den Gesundheitsschäden durch 5G. Es liegt auf der Hand, warum Regierung und Industrie sich hierzu quasi taub stellen: Mobilfunk IST nun einmal gesundheitsschädlich! Würden zu 5G saubere Studien durchgeführt, ist vorprogrammiert, dass diese genauso negativ bis vernichtend ausfallen werden wie dies bereits bei vielen der existierenden Studien zum „alten“ Mobilfunk der Fall ist. So haben es Industrie und Regierung jedenfalls geschafft, dass die Gefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung in der Bevölkerung stark unterschätzt wird.

Der Kompromiss: Gesundheitsschonender Mobilfunk

Da ein komplettes Abschaffen des Mobilfunks auch für einen Kritiker kein realistisches Ziel mehr sein kann, muss man sich darauf fokussieren, den Mobilfunk wenigstens so gesundheitsschonend wie möglich umzusetzen. Ein wichtiges Stichwort ist hierzu die sog. „Trennung von Indoor- und Outdoor-Versorgung“. Diese Trennung bietet ein Riesenpotential, die benötigte Strahlungsintensität herunterzufahren, da nicht mehr durch alle möglichen Wände hindurch gestrahlt werden würde. Die Konsequenz wäre, dass wir uns im Sinne unserer Gesundheit das Handy-Telefonieren in den eigenen 4 Wänden wieder abgewöhnen und alles über das häusliche WLAN machen müssten. So what?

Rechtliche Möglichkeiten ausschöpfen

Und hier kommen wieder die Bürgermeister, Stadt- und Landräte ins Spiel. Es ist allerhöchste Eisenbahn dass sie sich schleunigst eingehend und kritisch mit dem Thema befassen und dann auch auf die Barrikaden gehen. Es gibt zum Glück ja bereits genügend Vorreiter, die dies getan haben und von denen man lernen kann. Problematisch ist, dass analog zur damaligen „Lex Schuirer“ (einer damals extra eingeführten Gesetzesänderung, mit der die Notwendigkeit abgeschafft wurde, dass der zuständige Landrat seine Zustimmung zu dem jeweiligen Vorhaben geben muss) auch jetzt die Grundsatzentscheidungen zum Mobilfunkausbau nicht mehr vor Ort getroffen werden können. Das allein darf aber doch keinen Kommunalpolitiker daran hindern, sich trotzdem politisch dagegen zu positionieren und zu versuchen, zumindest den rechtlich vorhandenen Rahmen auszuschöpfen.

Es gibt keine gesetzliche Pflicht zum 5G-Ausbau. Die aktuelle Abdeckung mit 4G in Straubing ist für die Grundversorgung bereits völlig ausreichend. Die Kosten/Nutzen-Abwägung zu 5G ist völlig irrwitzig: Im Endeffekt verlangen Regierung und Industrie von uns Bürgern ein hohes Gesundheitsrisiko einzugehen um schnellere Downloads und Reaktionszeiten beim „Gaming“ zu haben und vielleicht noch damit der Kühlschrank irgendwann automatisch die Butter nachbestellen kann! Warum er dazu 5G und nicht das WLAN nutzen sollte, hat sich mir aber auch noch nicht erschlossen.

Fazit

Bitte lassen Sie sich von niemandem mehr erzählen, dass eine bessere Zukunft für uns Menschen nur mit 5G und künstlicher Intelligenz möglich ist. Unterscheiden Sie selbst was tatsächlich eine Innovation ist und was nicht. Ein sofortiges Moratorium für den 5G-Ausbau ist zwingend erforderlich. Daher ist auch dringendst mehr Bürgerbeteiligung an Petitionen und Demonstrationen gegen 5G notwendig. Da der Ausbau aber schon voll im Gang ist, kommt ein reiner Bürgerprotest mittlerweile aber wohl zu spät. Die Bürgermeister und Landräte müssen wie einst Hans Schuierer endlich für die Gesundheit ihrer Bürger eintreten und der Regierung Paroli bieten!

Unterschreiben Sie meine Petition für ein 5G-freies Straubing hier: https://www.openpetition.de/petition/online/kein-5g-mobilfunk-in-straubing-fuer-ein-gesundheitsschonendes-mobilfunk-konzept-fuer-sr

Wer braucht 5G nach der Corona-Krise?

Es scheint mittlerweile einen breiten Konsens in der Gesellschaft bis hinein in die Politik zu geben, dass die Welt nach der Corona-Krise nicht wieder genauso weiterlaufen soll wie vorher. Alles, was nicht nachhaltig ist bzw. war, soll abgestoßen oder zumindest deutlich heruntergefahren werden. Ein wichtiger Bereich ist dabei die individuelle Mobilität: Insbesondere Geschäftsreisen mit Auto oder Flugzeug, aber auch private Schiffsreisen mit den Mega-Meeresverschmutzern sollten sicher nicht im gleichen Stile weitergehen. Doch wenn das wirklich alles weniger werden soll – wer braucht dann eigentlich noch einen flächendeckenden Ausbau von 5G?

von Stephan Bauer

Kulturwandel

In seinem Tagesvideo vom 07.05.2020 schildert Dirk Müller (1) dass er von vielen Geschäftspartnern höre, wie sich die Meeting-Kultur gerade sehr stark ändert. Sinngemäß sagt er, dass das Fliegen zu jeder möglichen Besprechung in aller Herren Länder immer stärker zugunsten von Video-Konferenzen unterlassen wird. Das ist aus Sicht der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes eine sehr erfreuliche Entwicklung. Selbige Entwicklung wird auch für Inlands-Meetings voranschreiten, egal ob man dafür bisher einen Inlandsflug buchte oder sich stundenlang in den Zug oder ins Auto gesetzt hat.

Unterstellt man also, dass diese Entwicklung jetzt durch Corona einen Boost bekommt und in den nächsten Jahren kontinuierlich voranschreiten wird, dann stellt sich doch offensichtlich die Frage, ob damit nicht auch vieles vom technischen Fortschritts-Wahn aus der Zeit vor Corona hinfällig geworden ist.

In erster Linie betrifft dies meines Erachtens den Ausbau des Mobilfunknetzes auf den 5G-Standard. Stellen Sie sich vor, an allen Autobahnen und allen Zuglinien stehen alle 100 Meter 5G-Masten und keiner nutzt sie. Okay, zugegeben, das ist natürlich überspitzt dargestellt. Eine nicht geringe Grundlast wird im Verkehr natürlich immer erhalten bleiben. Das steht völlig außer Frage.

Aber muss es wirklich der 5G-Standard sein, der ja nicht zuletzt auch aus gesundheitlicher Sicht höchst umstritten ist? Mal ganz abgesehen von der völligen Zerstörung des Landschaftsbildes. Dagegen erscheinen die verhältnismäßig wenigen Windräder als Peanuts.

Insofern: Könnte man sich nicht darauf einigen, dass eine bessere 4G-Abdeckung auf Sicht der nächsten 5 – 10 Jahre jetzt erst mal ausreicht?

Wenn man unbedingt meint, könnte man in der Zeit 5G bezüglich der Gesundheitsrisiken nach dem Vorsorge-Prinzip ausgiebig untersuchen. Ich persönlich stelle 5G zwar prinzipiell in Frage (siehe die eben genannten Gründe, und es gibt definitiv noch einige mehr), aber wenn die Wirtschaft unbedingt versuchen will, hier Überzeugungsarbeit zu leisten und bereit ist, enorme Risiko-Summen zu investieren, dann bitte. Außerdem könnte man in 5 Jahren die generelle Entwicklung in der Welt nach Corona potentiell besser einschätzen und berücksichtigen.

Und was ist mit dem „Autonomen Fahren“?

Ich höre schon die Zwischenrufe aus der Wirtschaftslobby von wegen kritischer 5G-Anwendungen wie dem „Autonomen Fahren“. Vielen Dank für den Zwischenruf! Das „Autonome Fahren“ können wir gerne gleich mit begraben. Ich kann einfach nicht erkennen, was daran so dringend nötig wäre. Der Trick, der hier versucht wird, ist offensichtlich: Eine an sich unnötige Technologie (Autonomes Fahren) wird uns als unentbehrlich verkauft und dient gleichzeitig als Rechtfertigung für die Schaffung einer maximal-invasiven anderen Technologie (5G). Abgesehen davon sind auch beim Autonomen Fahren ethische Grundsatzdiskussionen noch gar nicht zu Ende geführt. Möglicherweise wird der ein oder andere kritische Punkt auch nie wirklich final geklärt werden können. Trotzdem lassen es unsere Politiker offensichtlich zu, dass in der Zwischenzeit schon Mal Fakten geschaffen werden, siehe die völlig verfrühte Versteigerung der 5G-Lizenzen. Das Motto lautet wohl: Wenn es erst Mal da ist, kann man es nur noch sehr viel schwerer wieder zurückdrehen.

Online-sein auf Reisen

Und ist dann doch eine Geschäftsreise nötig, will man natürlich gerne online sein. Das verstehe ich. Aber muss es wirklich die gleiche dicke Bandbreite sein wie im Büro? Sicher nicht. Und unsere Kids werden auch nicht sterben, wenn sie auf der Fahrt in den Süden nicht jederzeit alle möglichen Videos online streamen können. Sie hängen eh schon viel zu viel an den Medien.

Fazit

Politiker sprechen sich für ihre Entscheidungen gerne das „Augenmaß“ zu. In der Corona-Krise wird nun auch sehr häufig von der „Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen“ gesprochen. Lasst uns diese Ansprüche doch endlich auch auf den technologischen Fortschritts-Wahn anwenden. In welcher Zukunft wollen wir bzw. unsere Kinder und Enkel eigentlich leben?

Kleines Gedankenexperiment: Wofür würden sich unsere Nachkommen wohl entscheiden, wenn wir ihnen die Szenarien mit und ohne technischem Fortschrittswahn ehrlich aufzeigen würden? 😉

PS: Ich bin selbst Informatiker und liebe Technik. Aber trotzdem muss doch nicht alles, was machbar ist, auch auf Gedeih und Verderb realisiert werden! In der öffentlichen Diskussion wird der technische Fortschrittswahn leider verharmlost als „Digitalisierung“. Unter deren Deckmantel wird uns alles mögliche andere, das wir nicht haben wollen, mit verkauft. An erster Stelle sei hier „Künstliche Intelligenz“ genant – natürlich auch und insbesondere in Kriegswaffen. Aber das ist ein Thema für einen separaten Blog.

(1) zu Dirk Müller siehe http://www.cashkurs.com